Insgesamt 330 Personen nahmen vom 5. bis 8. Mai an der Einsatzübung des Landesverbandes im Bezirk NOW teil. Die angenommene Lage: "Infolge von Starkregen und extremen Unwettern hat sich die Situation im Kreis Minden-Lübbecke zugespitzt. Hochwasser aus den Flussgebieten Weser und Werre haben bereits erhebliche Schäden verursacht. Es kommt zu Stromausfällen und auf Grund des Starkregens zu Unfällen. Einige Ortschaften sind von der Außenwelt abgeschnitten."
Das Gymnasium in Porta Westfalica diente als Bereitstellungsraum und Unterkunft. Dass der Digitalfunk auch eine große Rolle in der DLRG spielt, zeigte das umfangreiche Equipment, das dort aufgebaut wurde. Von hier steuerten Einsatzleitung und Funkzentrale die Bewegung der Wasserrettungszüge und den Ablauf der Übungen. Einsatzleiter Kai Rumpenhorst hatte mit seinem Team in monatelanger Vorbereitung sieben Szenarien ausgearbeitet. Diese galt es in zweieinhalb Übungstagen abzuarbeiten. Am Donnerstag trafen die Wasserrettungszüge in ihren Sammelräumen ein. Von dort ging es zum Wasserübungsplatz der Bundeswehr in Minden an der Weser. Nach der Begrüßung durch den Einsatzleiter und LV-Präsidentin Anne Feldmann startete die erste Übung, bei der das Zusammenspiel aller Trupps im Vordergrund stand. Neben Boots- und Kraftfahrerübungen kamen Strömungsretter und Taucher zum Einsatz. Wie im Tatort ging es bei der zweiten Übung "Zusammenarbeit mit der Polizei" zu: Vermisst wird eine Familie, bisherige Suchmaßnahmen der Polizei verliefen erfolglos, die DLRG wird zur Unterstützung angefordert. Im Rahmen dieses Einsatzauftrags werden die Rettungsboote in die Weser gebracht, um die Erkundung durchzuführen. In Höhe des Hafenbeckens wird eine Frauenleiche gefunden, das Gebiet wird abgesperrt und die Polizei informiert. Eine Fahrübung als Gruppentraining stellte die Übung "Fahren mit Sondersignal mit medizinischem Notfall" dar. Die Kolonnenfahrt mit Blaulicht war für viele Teilnehmer spannend, passiert es im Alltag doch eher selten. Unterbrochen wurde die Fahrt jedoch wegen eines Notfalls, bei dem die Ersthelfer ihre Fähigkeiten beweisen mussten. Im Mittellandkanal kamen die Taucher zum Einsatz. In der Rettungsübung ging es um Personensuche und Materialbergung. Aus einem zuvor versenkten PKW galt es die Insassen zu bergen. Eine Aufgabe für einen Wasserrettungszug war die Übung am Mindener Industriehafen. Während die Taucher die Spundwand erkundeten und nach ungewöhnlichen Objekten suchten, wurden die Bootsgruppen zur Absicherung und Erkundung des Hafens und der Umgebung eingesetzt. Um einen Massenanfall von Verletzten (ManV) ging es bei der Übung in Bad Oeynhausen an der Werre unterhalb der Autobahnbrücke. Dort waren Verletzte zu suchen und zu betreuen,die wegen eines Unfalls von der Brücke gestürzt waren. Hier ging es auch um die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr und anderen Hilfsorganisationen. Bei vielen Teilnehmern, die zum ersten Mal an einer Einsatzübung mitwirkten, herrschte drei Tage große Anspannung. Aber auch für Führungskräfte bedeutet das jedes Mal eine Herausforderung, ist doch jede Situation anders und erfordert überlegtes Handeln.
Das Gelingen solch einer Großübung hängt auch von den vielen Helferinnen und Helfern im Hintergrund ab. So sorgte Martin Preuß mit seinem Küchenteam für das leibliche Wohl der 330 DLRG-Kräfte und nochmals 60 Gäste, Besucher und Einsatzkräfte der anderen Hilfsorganisationen. Das Team um Dirk Trapmann sorgte für eine reibungslose Koordination und Tobias von Hebel und sein Team leisteten professionellen IuK-Einsatz (Information und Kommunikation). Die realistischen Unfall- und Notfalldarsteller (RUND) um Theo Freckmann stellten bei den verschiedenen Szenarien die Opfer für die Übungen. Last, but not least informierte die Verbandskommunikation zeitnah via Homepage und Facebook über den aktuellen Ablauf in Wort und Bild. Großes Interesse zeigten die Besucher aus Politik, Verwaltung, Bundeswehr, Feuerwehr und THW. Hans-Hermann Höltje, Leiter Einsatz im DLRG-Präsidium, überzeugte sich ebenfalls von dem Leistungsvermögen der westfälischen Lebensretter. In der Aula der Schule erläuterte Kai Rumpenhorst Zweck und Stellenwert der Übung sowie die Finanzierung. Im Anschluss konnten sich alle ein Bild davon machen, mit welchem Engagement die Einsatzkräfte die gestellten Aufgaben bewältigen. Auch der WDR filmte am Freitagnachmittag verschiedene Szenen am Hafen und interviewte Teilnehmer. Der Beitrag wurde noch am selben Tag gesendet. Der traditionelle Westfalenabend schloss die Einsatzübung ab. Er gibt Gelegenheit, in entspannter Atmosphäre auf die zurückliegenden anstrengenden Tage zu schauen und Dank zu sagen an die vielen, die die Übung vorbereitet haben. Auch nutzte die Einsatzleitung den Rahmen, um Kamerad Bernd Spieker aus Lippstadt die Westfalennadel für seine besonderen Verdienste zu verleihen.
Von Heinz Borgmann / Andreas Pollak
Fotos: Borgmann / Jeck